ERICA JONG
Vielleicht haben Sie schon mal was von Erica Jong gehört?
Sie war sehr bekannt – in den siebziger Jahren – gut, das ist ewig
her, naja, in den achtzigern war sie unbedingt immer noch geradezu berauschend
berühmt. „Fear of flying“ hiess ihr Hochflieger, „Angst vorm Fliegen“ auf Deutsch,
er wurde 1973 veröffentlicht, und ich bekam ihn wenige Jahre später von meiner
Mutter zu Weihnachten geschenkt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie wusste,
was sie mir schenkt…obwohl, es war ein unbedingt sexumwölktes Buch, und das
konnte man schon auf dem Titelfoto sehen - ja, weshalb meine Mutter es mir
geschenkt hat, ist mir wirklich ein Rätsel – es schlägt gänzlich aus der Art
der vielen (auch meist sehr gerne gelesenen) Bücher, die sie mir im Laufe
meines bisherigen Lebens geschenkt hat.
Das erste Mal, als ich es las, hat es mir zwar gefallen, war aber ein
bisschen fremd, amerikanisch eben, zu der Zeit kannte ich solche Literatur überhaupt nicht.
Immerhin nahm ich es mit, als ich von zu Hause auszog, was ein Wunder
ist – ich lebte megaminimalistisch in den ersten Jahren, ohne Musik und fast
ohne Bücher (ICH ohne Bücher und Musik!! Warum nicht gleich splitternackt auf
dem Nordpol!), mit einer schmalen Matratze auf rauem Holzboden, ohne Vorhänge
oder Teppiche.
Ein paar Jahre später las ich es wieder, und diesmal – bums.
Ich war wie vom Donner gerührt. Diese Frau war riesig mutig! Wie
leidenschaftlich sie erzählte, wie intensiv, was die alles wusste und sich
traute! Und wie sie ihr eigenes Leben zu Kunst verarbeitete! Ich war ganz
aufgeregt: das war TOLL!
Ihren Lebensweg, den ich seitdem, soweit sie ihn in ihren Büchern preisgibt, mit Interesse verfolge, ist ein ganz anderer als meiner – naja,
schon alleine wegen ihrer Berühmtheit, aber auch sonst. Sie ist fast genau
zwanzig Jahre älter als ich, eine kleine, energiegeladene Person. Ich hoffe,
ich habe eines Tages Gelegenheit, ihr meine Bewunderung mitzuteilen.
Frau Erica Jong, alle Bücher, die ich je von Ihnen ergattern konnte, Gedichtbände inklusive, haben einen Extraplatz in meiner Bibliothek. Es war nicht nur jedes Mal ein Vergnügen, egal was von Ihnen zu lesen
(wenn auch „Fear of flying“ mein Lieblingsbuch bleibt), sondern zudem eine
unschätzbare Ermunterung für mich, als Frau einerseits, als Schriftstellerin
andererseits.
Erica Jongs aufgewühlte Sensibilität ist meiner zum Teil sehr ähnlich,
und deren Andersartigkeit – nämlich die einer omnipräsenten
Sexualität, sowie einem gesunden Sinn für ihre Arbeit (sie wusste schon als
Kind, dass sie berühmt werden wollte, und hatte, trotz Hadern und Zögern, das
nötige Selbstbewusstsein – und Talent – sich durchzusetzen), also, ihre
Andersartigkeit stimuliert mich und gefällt mir.
Wird schon auch ein nerviger Mensch sein, eine gewisse Machtsucht und
andere Süchte schimmern deutlich durch – aber was macht’s (macht die Macht,
hehe), sie ist weder meine Mutter noch meine Vorgesetzte, ich kann mich also
aufrichtig, innig und unbedarft bei ihr bedanken für den roten Faden, den sie, ohne es zu wissen, seit Jahren durch mein Leben zieht…
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