Freitag, 22. März 2013

Ich will auch! (Aus: "Warum, wohin und wozu")


Ich will auch!


…Auf einer Autobahnbrücke, unter der ich vorhin durchfuhr, um Lea und Lola zur  Geburtstagsfeier ihrer Cousins zu bringen, sah ich das Ende eines Satzes „…sans toi, mon Amour,“ und dachte: hach, das möchte ich doch auch noch mal erleben – dass jemand so furchtbar verliebt ist in mich, dass er sogar nachts auf Brücken klettert (ich nehm´ an, man macht so was Nachts) und mir, die ich am nächsten Morgen drunter durch fahre, einen solchen leidenschaftlichen Gruß drauf schreibt – umgekehrt ja auch noch, denn er ist ja dann mit seiner Sprühdose auf der Brücke, muss sich mit dem Arm durch das Schutzgatter zwängen und – oder wie sonst? Jedenfalls –
hach, das möcht´ ich auch noch mal erleben.


Und dann dachte ich: was heißt hier „noch mal“? Mir ist ja so was gar nie passiert!
Es soll Frauen geben, die werden immer auf leidenschaftlichste Weise verehrt – die Männer schwören ihnen ewige Schwüre, beschenken sie andauernd, jaulen vor ihrer Haustüre (nein, tschuldigung  – das ist der pure Neid), naja, singen unter ihrem Schlafzimmerfenster dann eben, oder tut man so was heutzutage nicht mehr, na gut, meinetwegen – schicken ihnen vierzig SMS pro Tag –
ich gehör´ nicht zu denen.
Oder?

Hm. Stimmt nicht ganz.
Ich hab´ ja schon ewig gebraucht, um mir einzugestehen, mal ganz ehrlich, dass Männer sich überhaupt für mich interessieren, und sehe jetzt, „looking back over my shoulder“ (kam gerade im Radio), mit der Zeit, dass so mancher wegen mir gelitten hat – nicht bloß immer ich.
Ich will nicht von denen reden, mit denen ich regelrecht grausam umgesprungen bin in meinen jungen Jahren (die hätten ja wegbleiben können), sondern eher von denen, die ich geliebt habe.
Und ich habe, auf meine seltsame Art, eine ganze Stange Männer geliebt.
Mit den Jahren fallen mir Sachen ein, die diese Männer mir gesagt, für mich getan haben – und es tut mir im Nachhinein leid, dass ich sie (die Liebesbezeugnisse und schließlich die Männer selbst) sofort ab ins Unterbewusstsein schmiss, von wo sie ja eben, je älter ich werde, je besser ich es verkraften kann, dass ich geliebt und begehrt worden bin, überraschender- und stückchenweise auftauchen.

Tat oder sagte ein Mann mehr als dreimal etwas in die Richtung Liebe, Zusammensein oder gar -bleiben – spätestens dann stürmte ich davon. Versteckte mich hinter einem Baum (das mein´ ich jetzt bildlich), möglichst mit Tarnkappe, und wartete, bis ich vergessen oder wenigstens aufgegeben worden war. Dann konnte ich mich in Ruhe hinhocken und über mein opferliches Dasein weinen.
So war das.
Sehnsüchtige Briefe zum Beispiel hab´ ich nie bekommen, dabei sollen andere Frauen stapelweise davon rumliegen oder gar weggeschmissen haben…naja, ganz stimmt das nicht, ein paar schon, aber nur ganz wenige…

WER schreibt mir, bitte, sehnsüchtige Briefe, sagt mir flammende Liebeserklärungen, und:
Sehnsucht. Verführung. Erregung. Rausch. Entdeckung. Verschmelzung. Intensität.
Ja – das habe ich gekannt und das – würde ich gerne wieder erleben.

4 Kommentare:

  1. *seufz* jaaa erkenn mich da absolut wieder und würd manchmal gern die Zeit zurück drehn, aber mit dem jetzigen Wissen, dann würd ich den ein oder anderen Mann nicht mehr fortjagen...
    aber so ist das mit dem Leben: man versteht es erst im nachinein, muss es aber nach vorne leben.
    Schönen Sonntag!

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  2. Liebe "Regenfrau", in diesem Fall ist der Text zehn Jahre alt (ich benutze Texte aus verschiedenen Perioden, und manche sind nicht mal autobiografisch...), und weisst Du was? Ich habe das dann noch einmal erlebt...zwar nicht mit Liebesbriefen & Brückennachrichten, aber sonst mit allem drum und dran...darüber gibt es (natürlich) auch jede Menge Texte, und davon tu' ich zweifelsohne auch den einen oder anderen hier rein...

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  3. Hi Jan, natürlich hab ich nach dir gesucht, nachdem du so nett bei mir kommentiert hattest! Und dieses Blog gefunden, den letzten Beitrag - und deshalb gedacht, du seiest ein schwuler Mann (deinen Namen hab ich männlich gelesen). Erst dieser Eintrag hier zeigt, dass dem nicht so ist... :-))

    Ich wünsch dir, dass dir geschenkt wird, was du dir wünschst! Vielleicht müsstest du dafür neue Wege gehen, neue Menschen kennen lernen?

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  4. ...kein Wunder, dass Du mich für einen Mann gehalten hast, bei dem Namen!
    Danke für Deine Wünsche...der Text ist zehn Jahre alt, und ich HAB'S ja noch mal erlebt, ausgiebig und mit allem drum und dran, (darüber habe ich auch viel geschrieben, und tu' sicher den ein oder anderen Auszug hier rein), vielleicht sollte ich diese Art von Text mit Datum versehen...
    herzliche Grüsse,
    Jan

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