Ich hab’ eine Idee. Ich möcht’ was vorlesen – keine riesenlange Sache,
jede Woche oder jede zweite – fünf Minuten lang, so ähnlich.
Die erste Idee war – nein, zwei Ideen, schon seit längerem.
Lea und Lola zeigen mir immer mal wieder, was sie so anschauen, u. A.
kleine Einpersonsvideos, ein junger Mann zum Beispiel, der mit ganz wenig
anderen Mitteln als sich selber, kurze Begebenheiten erzählt, meistens komisch
und oftmals lustig, fast immer eigentlich alltägliche Lebenssituationen oder
Gedanken.
Wenn ich so was sehe, denke ich mit zärtlicher Begeisterung: Kunst
stirbt nie aus. Und auch: wär’ ich heute jung – würde ich so was ausprobieren.
Aha – ICH? Bin etwas überrascht und noch mehr darüber, dass ich immer
mal wieder daran denke, was ich wohl, in meinem vergleichsweise hohen Alter, in
der Art machen könnte, übrigens lange bevor ich diesen Blog auch nur ins Auge
fasste sozusagen. (Sogar zu meinen Töchtern sagte ich was darüber, die sofort
entsetzt aufschrien: Mama, um Gottes Willen!)
Bon, neben und unter alledem immer mal wieder die Überlegungen, wie
könnte ich was machen aus und mit meiner Art zu schreiben – damit, dass ich
meine Tagebücher verwende, sie neu schreibe, umwandle - seit Jahren denke ich
darüber nach – seit noch viel mehr Jahren schreibe ich so – und es ist kein
Ende abzusehen.
Die zweite Idee kam mir, als ich einen Austausch auf
„Meineschreibblockadeundich.wordpress.com“ las, zu „Gibt es den Roman, den ich
gerne schreiben würde?“ (23. April): in Etwa, es fehlt an Büchern über das
alltägliche Leben von Frauen über 40 und über 50. Wenn eines geschrieben werden
soll, dann sicher z. B. von Marie, der Inhaberin des besagten Blogs, die schon
erfolgreich verlegt hat, und auch in dem Fall ist so ein Vorhaben
augenscheinlich schwer genug.
Ja aber – ich hab’ beinahe mein fünfzigstes Jahr durchlebt – noch zwei
Monate, und ich bin einundfünfzig. Mein fünfzigstes Jahr…
„Das fünfzigste Jahr“, frei nach Ingeborg Bachmann, würde ich das
kleine Unternehmen nennen, kurze (überarbeitete) Teile aus meinem Tagebuch
würde ich vorlesen, ich kann zwar nicht versprechen, dass sie immer lustig sind,
aber vielleicht interessant, oder unterhaltsam…
Warum, weiss ich nicht, aber plötzlich war es irgendwie soweit. Ich
also los, eine Webcam kaufen.
Auch beinahe ohne Geld ist das zum Glück möglich, denn es gibt im
riesigen neondurchleuchteten „Mediamarket“ schon welche (naja, eine einzige) zu
12,99 €.
Ein Verkäufer schlängelt sich hilfs- und vor allem verkaufsbereit durch
die erstaunliche Menschenmenge (mitten in der Woche um halb zehn vormittags) bis
zu mir, die ich ihn erwartungsvoll anlächle, es gibt Webcams auch zu 29, zu 39,
49, bis zu über 100 €. Er – sieht mich kurz von oben bis unten an – und greift
zum 49 € Modell. Ich erkläre ihm derweil in Etwa, was ich suche, er antwortet
geduldig und höflich auf meine sicher ziemlich einfältigen Fragen, immer mit
dem 49ziger Modell in der Hand, und bei jeder Erklärung darauf hinweisend, dass
eines zu 69 € (oder gar zu 89 €, usw.) natürlich mehr leistet, besseres Bild,
schönere Farben und auch sonst jede Menge Vorzüge hat.
Zu Anfang sag’ ich ein paar Mal:
„Ja – und das Modell zu 12, 99 €? Was kann das?“
Er ignoriert meine Frage, ich zeig’ drauf, er schaut beharrlich auf die
Modelle ab 59 € - ich ändere schliesslich meine Taktik: Versuche, mir alles zu
merken und vor allem so viel wie möglich zu begreifen von dem, was er mir
erklärt, nicke dazu, und bedanke mich.
Warte dann, etwas feige zugegebenermassen, bis er abschiebt, schnappe
mir das Modell zu 12,99 € und trabe damit zur Kasse.
Ha! Das wär’ doch gelacht!
Letztes Wochenende hat mein – ja, mein was eigentlich? Freund und
Bettgenosse (von Geniessen, behaupte ich jetzt einfach) mit mir auf den
Computer geschaut, was man denn so allgemein mit einer Webcam (zu 12,99€)
machen kann. Wir haben ein paar kleine Versuche von Sich-selber-filmen gemacht,
das war ganz lustig, allerdings – tonlos.
Er hat danach ohne mich noch eine Weile weitergebastelt, irgendwann war
Ton da, und dann ging jeder von uns seiner Wege.
Mittwoch habe ich rausgefunden, ganz alleine, wie ich mich direkt auf
meinen Blog aufnehmen kann, aber wieder – tonlos.
TONLOS, so ein Scherz!
Dieses kommende Wochenende werde ich also noch einmal an die
freundschaftliche Seite meines Bettgenossen (Wochenendbettgenossen, um präzise
zu sein) appelieren, damit er, der sich mit Computern vergleichsweise gut auskennt,
mit Blogs allerdings nicht, oder erst, seit er mir immer mal wieder praktisch
zur Seite steht – also, damit er mir hilft, einen Ton zu finden –
oder
GIBT es für 12,99 € keinen?!
*hihi*
AntwortenLöschenIch denke nicht, dass es was mit dem Preis der Kamera zu tun hat. Was sagt denn die Bedienungsanleitung? Oder googel mal die Kamera, also das Modell und vllt. noch "aufnehmen MIT Ton", möglicherweise haben andere auch das Problem und Du kriegst so ein paar hilfreiche Treffer?
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn Du hier auf Deinem Blog Dein Vorhaben wahrmachen könntest, ich finds eine richtig gute Idee!
Lg
Maja
Liebe Maja, vielen vielen Dank für Deinen ermutigenden und hilfreichen Kommentar!
AntwortenLöschenherzliche Grüsse,
Jan