Typisch männlich

…ein schlacksiger Junge im Vorabituralter läuft über einen Zebrastreifen, wird dabei angestupst von einem gleichaltrigen Mädchen. Seine Haare haben eine lustige Konsistenz, sie wippen beim Gehen; der ganze lange Junge wippt beim Gehen, und Stefan fällt mir ein, an den ich seit über dreissig Jahren nicht mehr gedacht habe. Ich war grausam zu dir. Und hoffe, du hast mir längst verziehen. Aber ich liebte es, Hand in Hand mit dir zu gehen, glaubst du mir das?

…eine langsame Drehbewegung und ein ähnliches läppchenloses Ohr und Georges fällt mir ein, sein warmes Lachen, und seine schönen Hände – auf meinem schönen Hintern – ha!

…dunkle große Locken, etwas zu lang für kurz, etwas zu kurz für lang, die sich eigenwillig und anschmiegsam zugleich neben ein Ohr an einen hellhäutigen Hals legen – zufällig an einer Ampel in einem Auto erhascht – und Patrick fällt mir ein, meine erste große Liebe. Auch sein Lachen, mit starken, weißen Zähnen und zwei ewigen Falten zwischen seinen hellgrauen Augen, unsere Nähe, unser Geruch.

…eine gedeckte Stimme mit französischem Tonfall…ein unerwartet breites, herzliches Lächeln in einem ernsten Gesicht (und, auf der Rückseite sozusagen, ein ebenso unerwartet appetitliches Hinterteil mit muskulösen Beinen – in Hosen das Ganze, präzisiere ich!)…all das rührt mich, berührt mich.

Eigentlich dachte ich, solche Augenblicke seien typisch männlich...

Anscheinend nicht.