IM CAFE
Es schneit…na, was sonst? What else?!
Hmmm der Milchschaum auf meinem lait russe, mit welchem ich mich oben
bei „Exki“ installiert habe, und zwar diesmal auf dem Platz NEBEN dem vom
vorigen Mal, um nicht mehr die selben Ängste ausstehen zu
müssen mit Überraschungen von Rechts und Einklemmungen von Links (siehe "Im Café, Januar 2013)…
Es ist ruhig, um mich herum sind alle Tische frei, etwas weiter sitzen
verstreut zwei grauhaarige Paare, die Zeitung lesen, erst dachte ich: haben
sich wohl nix zu sagen, dann aber auch: nun, ist doch nett, gemütlich zusammen
Kaffee trinken und Zeitung lesen…
Oh je, es ist aus mit der Ruhe, eine Frau, die redet-ohne-Punkt-und-Komma
installiert sich jetzt mit ihrem Mann links neben mir, vor Schreck krieg’ ich
eine Hitzewelle (find’ ich hübscher als „-wallung“), zieh’ meinen dicken
Wollpulli aus, und jetzt setzen sich zwei lang- (und fett-)haarige Männer in
meinem Alter (mittleren Alters, mittelalterlich) auf den rechten Platz, hinter
die falsche Trennwand.
…Mein lait russe schmeckt lecker und heute esse ich ausnahmsweise ein
croissant dazu – ein wenig fettig – wie die Haare meiner Nachbarn – igitt! –
ist das jetzt Mode? Oder sind es zwei (mittelalterliche) Rebellen?
Habe meinen kleinen Tisch diskret ein wenig weggerückt – die geschwätzige (und
laute! und zappelige!) Madame geht mir auf den Keks – jetzt liest auch sie
Zeitung – ist still – eine Minute lang! Vorbei! Sagt alles zwei Mal! Wie ihr
Mann das bloss aushält! Er wirkt leicht strapaziert, aber schaut sie dennoch
immer wieder begeistert an – vielleicht ist es ja nicht ihr Mann…vielleicht ist
sie Witwe?? Hat ihren ersten Mann totgeredet?!
Nun, sie ist keine böse Frau – sagt nix Gehässiges, mein’ ich damit –
aber warum genau NEBEN MIR?
Nie mehr setze ich mich auf die lange bequeme Bank an der Wand, nie mehr – jetzt nämlich
sitzt ein Mann auf meinem ehemaligen Platz, und da ich meinen Tisch ein wenig
nach rechts geschoben habe, berühren sich unsere Beine fast…aber Monsieur!
Weshalb hat er sich nicht woanders hingesetzt? Es sind noch mindestens fünf
andere Tische frei! Naja – wegen der bequemen Bank natürlich – aber wie soll
ich denn da arbeiten – frag’ ich mich?
…die Madame und ihr stoischer Mann sind weg. Jetzt könnt’ ich
vielleicht meinen Tisch wieder (diskret) nach links schieben, um nicht andauernd Gefahr zu laufen, meine Beine versehentlich mit denen meines rechten Nachbarn zu verschlingen.
…Naja, nun bin ich eigentlich fertig – man kann sich fragen, wieso ich denn nicht einfach zu Hause bleibe (ooooh, mein Nachbar hängt seinen (zum
Glück in eine blaue Kordhose verpackten) Hintern hier direkt über mein Heft!
IHM scheint das nichts auszumachen – hop, noch mal, er hat nur ’ne Zeitung von
einem anderen Tisch geholt -).
Ja, also, bei mir zu Hause ist es kalt, lausekalt sogar. Bei mir zu
Hause gibt es ständig einen Haufen Arbeit – wo ich hinsehe, nichts als Arbeit.
Unter Anderem muss jetzt im Winter (na gut, es ist Frühling – oder??!) erst der
Ofen angeschmissen werden (Holz reingeholt, aufgestapelt, der Ofen vom Vortag gesäubert),
dann braucht er eine Stunde, mindestens, bis es warm genug ist... das heb’ ich
mir für den Nachmittag auf, wenn meine Kinder da sind… überhaupt schreib’ ich einfach gerne in Cafés, es
ist mein Luxus…hierher komm' ich selten, habe aber zwei Cafés, in die ich jede Woche gehe, und meistens passiert ja auch nichts Besonderes, es ist nur
einfach gemütlich (und warm) und niemand stört mich…
Und seitdem ich ausserdem gelesen habe (in Anne Morrow Lindberghs "Gift from the sea"), dass es seit jeher
eine Tradition ist, vormittags intellektueller Arbeit nachzugehen, und sich die
körperliche Arbeit für den Nachmittag aufzuheben (voraussichtlich, man hat beides, natürlich), fühl’ ich mich bestätigt in
diesem meinem Bedürfnis, es in Etwa so zu halten…
Hop, schnell meinen Tisch ein wenig nach links…dennoch noch einmal ein
blauer Kordhosenhintern über meinem Heft…der Mann geht ohne sich von mir zu
verabschieden…und das nach derart intimen Verhältnissen…es bleiben meine
fetthaarigen Übernachbarn, oh, der eine lehnt sein Haupt gegen die Wand, die
keine ist, was für ein GLÜCK, dass ich diesmal nicht direkt daneben sitze…ansonsten
sitzt im Raum nur noch ein einsamer Mann mit grüner Wollmütze und Anorak, er
liest den „Soir“, mir zugewandt obwohl sein Tischlein in eine ganz andere
Richtung steht, damit ich sein trauriges Froschgesicht bewundern kann…
So. Jetzt geh’ ich einkaufen, und dann – ab zur körperlichen Arbeit
nach Hause!
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