Samstag, 6. April 2013

Im Café (April 2013)


IM CAFE

Es schneit…na, was sonst? What else?!
Hmmm der Milchschaum auf meinem lait russe, mit welchem ich mich oben bei „Exki“ installiert habe, und zwar diesmal auf dem Platz NEBEN dem vom vorigen Mal, um nicht mehr die selben Ängste ausstehen zu müssen mit Überraschungen von Rechts und Einklemmungen von Links (siehe "Im Café, Januar 2013)…
Es ist ruhig, um mich herum sind alle Tische frei, etwas weiter sitzen verstreut zwei grauhaarige Paare, die Zeitung lesen, erst dachte ich: haben sich wohl nix zu sagen, dann aber auch: nun, ist doch nett, gemütlich zusammen Kaffee trinken und Zeitung lesen…

Oh je, es ist aus mit der Ruhe, eine Frau, die redet-ohne-Punkt-und-Komma installiert sich jetzt mit ihrem Mann links neben mir, vor Schreck krieg’ ich eine Hitzewelle (find’ ich hübscher als „-wallung“), zieh’ meinen dicken Wollpulli aus, und jetzt setzen sich zwei lang- (und fett-)haarige Männer in meinem Alter (mittleren Alters, mittelalterlich) auf den rechten Platz, hinter die falsche Trennwand.


…Mein lait russe schmeckt lecker und heute esse ich ausnahmsweise ein croissant dazu – ein wenig fettig – wie die Haare meiner Nachbarn – igitt! – ist das jetzt Mode? Oder sind es zwei (mittelalterliche) Rebellen?

Habe meinen kleinen Tisch diskret ein wenig weggerückt – die geschwätzige (und laute! und zappelige!) Madame geht mir auf den Keks – jetzt liest auch sie Zeitung – ist still – eine Minute lang! Vorbei! Sagt alles zwei Mal! Wie ihr Mann das bloss aushält! Er wirkt leicht strapaziert, aber schaut sie dennoch immer wieder begeistert an – vielleicht ist es ja nicht ihr Mann…vielleicht ist sie Witwe?? Hat ihren ersten Mann totgeredet?!
Nun, sie ist keine böse Frau – sagt nix Gehässiges, mein’ ich damit – aber warum genau NEBEN MIR?

Nie mehr setze ich mich auf die lange bequeme Bank an der Wand, nie mehr – jetzt nämlich sitzt ein Mann auf meinem ehemaligen Platz, und da ich meinen Tisch ein wenig nach rechts geschoben habe, berühren sich unsere Beine fast…aber Monsieur! Weshalb hat er sich nicht woanders hingesetzt? Es sind noch mindestens fünf andere Tische frei! Naja – wegen der bequemen Bank natürlich – aber wie soll ich denn da arbeiten – frag’ ich mich?

…die Madame und ihr stoischer Mann sind weg. Jetzt könnt’ ich vielleicht meinen Tisch wieder (diskret) nach links schieben, um nicht andauernd Gefahr zu laufen, meine Beine versehentlich mit denen meines rechten Nachbarn zu verschlingen.

…Naja, nun bin ich eigentlich fertig – man kann sich fragen, wieso ich denn nicht einfach zu Hause bleibe (ooooh, mein Nachbar hängt seinen (zum Glück in eine blaue Kordhose verpackten) Hintern hier direkt über mein Heft! IHM scheint das nichts auszumachen – hop, noch mal, er hat nur ’ne Zeitung von einem anderen Tisch geholt -).
Ja, also, bei mir zu Hause ist es kalt, lausekalt sogar. Bei mir zu Hause gibt es ständig einen Haufen Arbeit – wo ich hinsehe, nichts als Arbeit. Unter Anderem muss jetzt im Winter (na gut, es ist Frühling – oder??!) erst der Ofen angeschmissen werden (Holz reingeholt, aufgestapelt, der Ofen vom Vortag gesäubert), dann braucht er eine Stunde, mindestens, bis es warm genug ist... das heb’ ich mir für den Nachmittag auf, wenn meine Kinder da sind… überhaupt schreib’ ich einfach gerne in Cafés, es ist mein Luxus…hierher komm' ich selten, habe aber zwei Cafés, in die ich jede Woche gehe, und meistens passiert ja auch nichts Besonderes, es ist nur einfach gemütlich (und warm) und niemand stört mich…
Und seitdem ich ausserdem gelesen habe (in Anne Morrow Lindberghs "Gift from the sea"), dass es seit jeher eine Tradition ist, vormittags intellektueller Arbeit nachzugehen, und sich die körperliche Arbeit für den Nachmittag aufzuheben (voraussichtlich, man hat beides, natürlich), fühl’ ich mich bestätigt in diesem meinem Bedürfnis, es in Etwa so zu halten…

Hop, schnell meinen Tisch ein wenig nach links…dennoch noch einmal ein blauer Kordhosenhintern über meinem Heft…der Mann geht ohne sich von mir zu verabschieden…und das nach derart intimen Verhältnissen…es bleiben meine fetthaarigen Übernachbarn, oh, der eine lehnt sein Haupt gegen die Wand, die keine ist, was für ein GLÜCK, dass ich diesmal nicht direkt daneben sitze…ansonsten sitzt im Raum nur noch ein einsamer Mann mit grüner Wollmütze und Anorak, er liest den „Soir“, mir zugewandt obwohl sein Tischlein in eine ganz andere Richtung steht, damit ich sein trauriges Froschgesicht bewundern kann…

So. Jetzt geh’ ich einkaufen, und dann – ab zur körperlichen Arbeit nach Hause!

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